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hatte. Er brachte ein starkes, kriegstüchtiges Heer mit und verließ sich auf die unwiderstehliche Wucht der Phalanx, ans seine vorzügliche Reiterei und zahlreiche Elefanten. In zwei großen Schlachten wurden die Römer besiegt, aber die Verluste des Pyrrhus warnt so bedeutend, daß er nach der zweiten Schlacht ausrief: „Noch einen solchen Sieg, und ich bin verloren!" Er versuchte nun auf friedliche Weise den Krieg zu beenden. Aber der römische Unterhändler Fabrrcins war weder durch Drohungen noch durch Bestechung zu gewinnen (s.u.ix). Des Pyrrhus Gesandter Cineas hätte die Senatoren beinahe dazu gebracht, Frieden und Bündnis mit Pyrrhus zu schließen; da ließ sich der hochbetagte blinde App ins Claudius in den 'Senat tragen und forderte die Senatoren in so flammenden Worten auf, den Antrag abzuweisen, daß sie schließlich dem Pyrrhus sagen ließen, Rom werde nicht eher mit ihm in Verhandlungen treten, bis er Italien geräumt habe. Nun wandte sich Pyrrhus zunächst gegen die Karthager, um ihnen Sizilien zu entreißen; nach einigen Jahren aber kehrte er, von den sizilischen Griechen im Stich gelassen, nach Italien zurück und erlitt hier in der Schlacht bei Beneventnm (275) eine vollständige Niederlage. Der siegreiche Konsul 275 Cürins Dentatus konnte bei seinem Triumphzuge vier erbeutete Elefanten aufführen. Pyrrhus aber sah ein, daß seine großen Pläne scheitern mußten, da ihm nicht Orientalen, wie dem Alexander, sondern Römer entgegenstanden.
Er ging nach Griechenland zurück, wo er bald rühmlos unterging. Nach einigen Jahreu mußte Tarent den Römern seine Tore öffnen, die nunmehr Herren von ganz Italien geworden waren.
Ix. Römischer Heldensmn.
Die drei Jahrhunderte von 500—200 v.chr. sind die eigentliche Heldenzeit Roms. Eine große Anzahl hervorragender Bürger wetteifert, ihrer Vaterstadt zu dienen und sie zu immer höheren Stufen der Macht und des Ruhmes emporzuheben. Dabei zeigen sie so glänzende Charaktereigenschaften, daß sie nicht nur von den späteren Römern, sondern auch von den Völkern der Neuzeit als Vorbilder der Vaterlandsliebe gepriesen worden sind.
Der Dienst für das Vaterland erschien den Römern als die allerhöchste Pflicht, neben welcher alle anderen Pflichten zurückzutreten hatten. Im Kriege zeigte sie sich in der persönlichen Tapferkeit, wie sie z. B. ein Horatins Coeles (f. o. Iv) einer Überzahl von Feinden gegenüber bewies. Daß man das Leben gern zum ^pfer bringen müsse, um das Vaterland zu retten, dafür sind besonders berühmte Beispiele der Ritter Curtius und der Konsul Deeius Mus (s.o.viii). — Mitten auf dem Forum entstand einst, wie die Sage berichtet, plötzlich ein Schlund, ans dem Flammen hervorbrachen. Erst daun, so verkündeten die Seher, werde der Abgrund sich wieder schließen, wenn Rom das Edelste, was es besitze, hineinwerfe. Nun brachte man die wert-
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vollsten Waffen, den köstlichsten Schmuck herbei und versenkte bies alles, aber der Abgrund wollte sich nicht schließen. Da sprengte der junge Ritter Cnrtins in vollem Waffenschmucke heran und ließ sich den Vorgang berichten. „Das Edelste", rief er, „was Rom besitzt, ist seine waffenfrohe, vaterlandsliebende Jugenb; sie opfert sich gern, um das Baterlanb zu retten." Mit biesen Worten spornte er sein Roß, bis es in den Schlnnb sprang, in dem er verschwanb; augenblicklich schloß sich der Abgruub. — Besser beglaubigt ist die Erzählung vom Opfertobe des Deeius Mus. Als in der Schlacht bei Sentinnm der von ihm befehligte Flügel ins Wanken geriet, fobaß der Sieg zweifelhaft würde, ließ er sich von den Priestern zum Tode weiheu, um den Zorn der Götter auf sein Haupt zu lenken, nnb stürmte dann allein verhüllten Hauptes mitten in die Feinde, die ihn sofort niebermachten. Sein Opfertob entflammte die Tapferkeit der Römer von neuem, nnb balb war ihr Sieg entfchieben.
Weber Vorteile, noch Drohungen nnb Qualen konnten einen echten Römer dazu bringen, etwas zu tun, was dem Vaterlanbe nachteilig war. Gegen Bestechungsversuche war er ganz unzugänglich. Zucuriusdeutatus (s. o. Viii) kamen einst feinbliche Gesanbte, die ihn durch eine große Geld-summe günstig stimmen wollten; er wies sie mit den Worten ab: „Es ist mir lieber, über reiche Leute zu herrschen, als selbst reich zu sein." Dem Fabricins (s. o. Viii) bot König Pyrrhus große Schätze, aber ohne allen Erfolg, sodaß der König ihm das Zeugnis gab: „Wahrlich, eher könnte die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege der Reblichkeit abgezogen werben." Auch durch Schrecken konnte Fabricius nicht aus seiner Gemütsruhe gebracht werden. Pyrrhus hatte vor dem Gespräch mit ihm seinen größten Kriegselefanten heimlich im Zelte hinter einem Vorhang aufstellen lassen, vor dem dann Fabricius Platz nahm. Auf einen Wink des Pyrrhus wurde der Vorhang hinweggezogen, sodaß sich Fabricius bicht vor dem Riesentiere sah, das mit seinem gewaltigen Rüssel ihn betastete. Aber der Römer blieb kaltblütig und verzog keine Miene. „Laß nur den Vorhang roieber vorziehen, o König", sprach er; „so wenig mich gestern bein Gelb reizen konnte, so wenig kann mich heute bein Elefant erschrecken."*) Daß Körperqualen den Mut der Römer nicht beugen konnten, zeigt das Beispiel des Mucius Scävola (s.o.iv); auch Regulus (s. u. X) konnte durch die Aussicht auf entsetzliche Qualen nicht bavon abgehalten werben, das zu tun, was er für recht und dem Vater-laube nützlich erachtete.
Weichere Gefühle, sogar die Liebe zu Weib und Kind, würden erstickt, wenn sie den Forderungen der Vaterlandsliebe entgegen waren. Brutus, der Gründer der Republik (s.o. Iv), mußte über eine Schar Jünglinge zu Gericht sitzen, welche sich verschworen hatten, die Tarquiitier zurückzuführen. Unter den Verschwörern waren des Brutus eigene Söhne. Unerbittlich ließ er sie mit den Genossen zum Tode führen. Im Latiner-
*) Vgl. Döbelner Lesebuch I, S. 122.
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welche in diesem Kriege dem Staate Dienste leisteten, war mich Marius, doch mehr als er tat sich sein alter Gegner Sulla hervor, der am Ende des Kriegs zum Konsul gewählt wurde. Zugleich erhielt er die Aufgabe, den in Asien entbrannten Krieg gegen den König Mithridates zu Ende zu führen. Der Volkspartei war es im höchsten Grade zuwider, daß ihrem ärgsten und hochmütigsten Feinde — denn das war Sulla — die Gelegenheit geboten werden sollte, zu hohem Ruhme, gewaltiger Macht und reichen Schätzen zu gelangen.
Sie führte daher einen Beschluß der Volksversammlung herbei, durch den der Oberbesehl im Mithridatischen Kriege dem Sulla entzogen und dem Marius übertragen wurde. Diese Kränkung zu ertragen, besaß Sulla uicht genug Seelengröße; er empörte sich (88) mit seinem Heere, das von ihm aufgereizt 8h wurde, bemächtigte sich der Hauptstadt und entledigte sich seiner gefährlichsten Gegner durch Mord und Ächtung. Dann verließ er Italien an der Spitze feines Heeres und begab sich zunächst nach Griechenland, um hier den Mithridates zu bekämpfen, der die Griechen zum Abfall von Rom verleitet hatte.
Inzwischen erhoben sich in Italien die Marianer — so nannte man nunmehr die Volkspartei — von neuem. Marius selbst war, vou Sulla geächtet, aus Rom entflohn, war aber von nachgesandten Häschern gefangen und in das Gefängnis des Städtchens Min turn ä gebracht worden. Ein kimbrischer Sklave wurde zu ihm geschickt, um die Acht zu vollstrecken. Als er mit gezücktem Schwert vor den Vernichter seines Volkes trat, richtete sich Marius zu seiner vollen Höhe auf, trat ihm mit funkelnden Augen entgegen und donnerte ihn an: „Elender, du willst den Marius töten?" Da ließ der Kitnber das Schwert fallen und entwich. Die Bürger Minturuäs öffneten dann dem alten Helden das Gefängnis; er rettete sich über das Meer und hielt sich in den Ruinen Karthagos verborgen. Bald aber ward er nach Italien zurückgerufen, denn überall hatten sich die Marianer erhoben. Mar ins führte sie nach Rom, das nach kurzer Zeit sich ergeben mußte, und nun bemächtigte sich die Volkspartei der Regierung. Leider entweihte Marius den Sieg, indem er nicht nur an den Sullanern, sondern auch an allen, die ihn seinerzeit geringschätzig behandelt hatten, blutige Rache nahm. Noch einmal wurde er Konsul, aber wenige Tage nach Antritt seines siebenten Konsulates starb er (86). 86
Inzwischen führte Sulla den Krieg gegen Mithridates und zwang ihn zum Frieden. Dann eilte er nach Italien zurück und überwand in einem zweijährigen Feldzuge die Marianer. Als Sieger zog er endlich in Rom ein (82) und ließ sich zum Diktator aus Lebenszeit ernennen. Nunmehr 82 begann eine Schreckensherrschaft ohnegleichen. Alle Marianer und alle Verdächtigen wurden umgebracht; die Buudesgeuoffeu, die gegen Sulla gefochten hatten, wurden niedergehauen. In furchtbarer Weise zeigte sich die harte, erbarmungslose Gesinnung Sullas. Einst ließ er 6000 Samniter, die sich im Vertrauen aus seine Zusagen ergeben hatten, unmittelbar neben dem Sitzungssaal des Senates abschlachten. Das Jammergeschrei der Unglücklichen
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Italien Griechenland Rom Italien Rom Italien Rom Italien Rom
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mordes verdächtigten, um ihn zur Hinrichtung zu bringen und seiner Güter sich zu bemächtigen; ein schändlicher griechischer Günstling Sullas beschützte sie und sollte dafür durch eineu Teil der Güter belohnt werden. Aus Augst vor dem mächtigen Unhold wagte es kein Rechtsanwalt, den unschuldigen Mann vor Gericht zu vertreten; nur der junge Cicero fand sich bereit, und ihm gelang es, die dichter vou der Unschuld des Angeklagten zu überzeugen. Nun gewann er mit einem Schlage das größte Ansehn. Er vermehrte es später noch, indem er im Aufträge mehrerer sizilischer Städte einen Statthalter, der sie in ganz unglaublicher Weise ausgepreßt hatte, vor Gericht zog, das ihn schuldig sprach und seinen Raub ihm abnahm. Der talentvolle Mann wollte auch als Staatsmann seinem Vaterlande dienen, und obwohl nicht zu den Adelsfamilien gehörig, erlangte er auch den Zutritt zu den kurulischen Ämtern. Im Senat schloss er sich der aristokratischen Partei an, ohne doch ein leidenschaftlicher Vertreter ihrer Anschauungen zu sein. Das zeigte er z. B., als er dazu beitrug, dem Pompejus, den der Senat als Überläufer zur Volkspartei betrachtete, den Oberbefehl in eurem neuen Kriege gegen Mithridates zu verschaffen und zwar mit so gewaltiger Ausrüstung von Kriegs- und Geldmitteln, daß Pompejus als Herr und Schiedsrichter des gesamten Orients auftreten konnte. Kurz darauf erklomm Cicero den Höhepunkt seiner staatsmännischen Laufbahn, indem er für das Jahr 63 63 das Konsulat erhielt.
Sein unterlegener Mitbewerber war Catilina, ein Mann vornehmster Herkunft, der zu den Geuoffeu Sullas gehört hatte, hochbegabt, scharfsinnig, beredt wie dieser, aber ebenso ausschweifend und noch weit gewissenloser.
Er war bei den Proskriptionen beteiligt gewesen, hatte sich mit ihrer Hilfe ein großes Vermögen auf niedrigste Weise erworben, aber dasselbe bald aufgebraucht und eine gewaltige Schuldenlast auf sich geladen. Das Konsulat erstrebte er, nicht nur um sich von dieser Last zu befreien, sondern um einen allgemeinen Umsturz herbeizuführen, in welchem er und feine Spießgesellen sich bereichern und alle Lüste befriedigen könnten. Denn er war das Haupt aller verdorbenen und verworfenen Bürger, und seine Anhänger sanden sich ebenso in den Scharen der besitzlosen Unzufriedenen, wie unter der liederlichen Jugend der vornehmsten Familien.
Es war schon ein großes Verdienst Ciceros, daß er die Wahl Catilinas auch für das nächste Jahr verhinderte. Ein Mordplan gegen Cicero mißglückte, aber die Gefahr für Rom wurde immer größer, da ein Genosse Catilinas ganz offenkundig ein Heer aus alten Kriegern Sullas bildete, um die ruchlosen Pläne seines Meisters durchzuführen. Da entschloß sich Cicero zum Angriff. In einer Senatssitzung hielt er dem Catilina alle seine Untaten vor, zeigte ihm, daß seine Pläne bekannt seien, und verlangte von ihm, daß er die Stadt verlasse. Und wirklich entfernte sich Catilina aus Rom, aber nur, um mit dem bereits gesammelten Heere gegen Rom vorzugehen. In der Stadt blieben seine Vertrauten zurück mit der Weisung, sobald Catilinas
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Pompejus, zu dessen Füßen die Könige des Orients gelegen hatten, fand die Anmaßung des Senats unerträglich, aber er war nicht imstande, etwas dagegen zu tun, da er unbedachterweise sein Heer entlassen hatte. Da unterbreitete ihm der Senator Cäsar einen Vorschlag, der allen seinen Schwierigkeiten ein Ende machte.
Gajus Julius Cäsar, geb. den 12. Juli 100 aus einer sehr vor- 100 nehmen patrizischen Familie, hatte als Jüngling ein lockeres Leben geführt und allerlei Auffälliges getan, um die Aufmerksamkeit seiner Mitbürger auf sich zu ziehn; aber seine großartige, vielseitige Begabung war doch nur von wenigen erkannt worden. Von allem Anfang an rechnete er sich zur Volkspartei, war doch deren Führer Marius durch seine Heirat mit einer Julierin der Oheim des jungen Cäsar. Deshalb setzte ihn auch Sulla auf die Proskriptionsliste; allerdings ließ er sich erbitten, den Namen wieder zu streichen, aber er tat dabei den von tiefer Menschenkenntnis zeugenden Ausspruch: „Ich fürchte, in diesem jungen Stutzer steckt mehr als ein Marius." Bis zum Tode Sullas hielt sich Cäsar fern von Rom auf, besonders lange in Griechenland, wo er den Umgang berühmter Gelehrten und Redner aufsuchte. Auf einer Reise siel er in die Hände von Seeräubern; sie forderten für ihn ein Löfegeld vou 20 Talenten (ungefähr 75 000 Mark). Er war entrüstet darüber, daß man ihn so niedrig schätze, und forderte die Räuber auf, 50 Talente zu verlangen.
Bis das Geld beschafft wurde, blieb er wochenlang bei den Seeräubern und gewann durch seine Furchtlosigkeit großen Einfluß aus sie. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen, still zu sein. Mitunter las er ihnen Gedichte vor, die er verfaßt hatte, und wenn sie diese nicht genügend bewunderten, schalt er sie Barbaren und drohte ihnen mit der Hinrichtung am Kreuz. Sie nahmen das als Scherz auf und lachten. Aber sowie Cäsar durch Ankunst des Lösegeldes frei geworden war, warb er eine kleine Flotte, überfiel die Seeräuber, verfolgte sie bis in ihre Schlupfwinkel und ließ die Gefangenen ans Kreuz schlagen.
Nach dem Tode Sullas in die Heimat zurückgekehrt, trat Cäfar in die regelmäßige Laufbahn der römischen Staatsmänner ein. Die Zuneigung des Volkes, die er durch Leutseligkeit und Witz sich erworben hatte, verstärkte er noch durch unerhört prächtige Feste und Spiele, die er dem Volke gab. [Dabei stürzte er sich tief in Schulden; aber ihm kam der vielfache Millionär Craffus zu Hilfe, der feine Reichtümer zum großen Teil durch billigen Ankauf von Gütern der durch Sulla Geächteten erworben hatte; während feines Konsulats (s. o. Xvi) hatte er sich das Mißfallen des Senats durch seine Nachgiebigkeit gegen die Volkspartei zugezogen und hoffte nun, durch Unterstützung des zukunstsreichen Hauptes der Volkspartei — das war inzwischen Cäsar geworden — sich selbst noch eine große Zukunft zu sichern.] Von den großen Plänen, mit denen sich Cäsar, trug, zeugen zwei Aussprüche, die er in Spanien tat, wo er erst als Finanzbeamter [Quästor], dann als Statthalter [Proprätor] tätig war. Vor einer Bildsäule Alexanders des Großen rief
Bogel, Geschichtsleitfaden für Quinta. 2. Aufl. 3
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er schmerzlich aus: „Der hatte in meinem Alter schon die Welt erobert, und ich habe noch nichts getan!" Und als in einem armseligen Städtchen seine Begleiter über das würdevolle Gebaren der Ortsbehörden spotteten, sagte er: „Was mich betrifft, so möchte ich lieber hier der Erste, als in Rom der Zweite sein."
Als er nun ans Spanien nach Rom zurückkehrte, um sich um das Konsulat zu bewerben, stieß er auf die Gegnerschaft des Senats, der in ihm den Mariauer fürchtete. Er schloß deshalb mit Pompejns einen Bund, der sich gegen die Herrschaft des Senats richtete, und als Dritter ward Crassus heran-60 gezogen. So kam das Triumvirat (Dreimännerbund) zustande (60), das eine Verschwörung von drei durch Begabung, Ruhm und Vermögen hervorragenden Privatmännern gegen die Regierung war, von der sie gewalttätig behandelt wurden. Der Einfluß der Triumvirn zwang den Senat sich zu fügen. Während feines Konsulats (59) ließ Cäsar die von Pompejns getroffenen Anordnungen bestätigen, vernichtete die letzten Reste der Sullanischen Gesetze und gewährte den armen Bürgern, aber auch den Rittern manche Vorteile, die sie an ihn fesselten.
58 Dann begab er sich (58) als Statthalter [Profonsul] in die Provinz Gallia cisalpina und betrieb von dort aus die Eroberung des heutigen Frankreichs, wo Rom bisher nur ein kleines Gebiet beherrschte. In einem siebenjährigen Kriege, deffen Verlauf er in feinen „Denkwürdigkeiten" berichtet, vollendete er diese Ausgabe. Ein hervorragendes Ereignis dieses Krieges war vor allem der Sieg bei Vesontio (58), den er über den Germanenfürsten Ariotust davontrug, und durch den es entschieden wurde, daß die Kelten Galliens der römischen und nicht der germanischen Macht unterworfen wurden. Zweimal überschritt Cäsar den Ärmelkanal und zweimal den Rhein, um die Briten und die Germanen von Einmischung in die Verhältnisse Galliens abzuschrecken. Gefährlich wurde ein allgemeiner Aufstand unter der Führung des ritterlichen Vereingetorix, aber auch diese Gefahr ward siegreich be-51 standen (51). Die neue volkreiche Provinz, die Cäsar für Rom erobert hatte, reichte bis an den Rhein; dem ruhmreichen Feld Herrn, dem ein fchlachterprobtes Heer und ungeheure Mittel zur Verfügung standen, mußte die Herrschaft über das ganze Reich zufallen.
Das Triumvirat hatte mehrere Jahre bestanden und seine Gegner, die Aristokraten, welche die volle Herrschaft des Senats wollten, im Zaume gehalten. Aber als die Gattin des Pompejns, die Tochter Cäsars, gestorben und der schätzegierige Crassus am Euphrat gegen die Parther gefallen war, lockerte sich das Band zwischen Cäsar und Pompejns immer mehr. Ja, die neuen Lorbeeren Cäsars, vor denen seine eigenen aus früherer Zeit verwelkten, erregten den Neid und Zorn des Pompejns in so hohem Grade, daß er zu den Aristokraten des Senats übertrat. Diese, die unter der Führung des jüngeren Cato standen, hielten es für nötig, Cäsar zu vernichten, wenn die Verfassung gerettet werden sollte. Dazu war ihnen die Hilfe des Pompejns willkommen, und fo übertrugen sie ihm die Führung des Staates.
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[(£§ war ihr Plan, in der Zeit zwischen dem Prokonsnlate und einem neuen Konsulate Cäsar, der in dieser Zwischenzeit nicht mehr durch Unverletzlichkeit des Amtes gedeckt war, unter allerhand Anklagen vor Gericht zu stellen und unschädlich zu machen. Um dieser Gefahr zu entgehn, wollte Cäsar jede Zwischenzeit vermeiden und unmittelbar vom Prokonsulat, das er zehn Jahre lang bekleidet hatte, ins Konsulat übertreten. Aber alle seine versöhnlichen Anerbietungen waren vergebene.]
Der Senat, der nun seiner Sache sicher zu sein glaubte, gebot Cäsar, sein Heer zu entlassen und als Privatmann nach Rom zu kommen. Da entschloß sich Cäsar zur Empörung, um seine Machtstellung und sein Leben zu retten, und um seinen Gegnern zuvorzukommen, überschritt er unter dem Ausruf „Der Würfel ist gefallen!" mit nur 5000 Mann den Grenzfluß Rubikon und rückte tn Eilmärschen gegen Rom: so eröffnete er den zweiten Bürgerkrieg (49), der es entscheiden mußte, ob Pompejus oder Cäsar Alleinherrscher 49 über das Reich werden sollte.
Weder der Senat, noch Pompejus waren aus solche Schnelligkeit gefaßt; sie räumten Italien und zogen sich nach Griechenland zurück. Ehe er sie dahin verfolgte, begab sich Cäsar nach Spanien, wo die Unterfeldherrn des Pompejus mit großen Heeren standen; „denn", sagte er, ,,erst reelle er das Heer ohne den Feldherrn, dann erst den Feldherrn ohne Heer besiegen". Nachdem der spanische Feldzug glücklich verlaufen war, wandte sich Cäsar nach Griechenland, wo Pompejus, gestützt aus ein überlegenes Heer, eine große Flotte und die Hilfe der orientalischen Könige, den Übergang nach Italien vorbereitete. Mühsam nur gelang es Cäsar, seine Truppen über das Adria tische Meer zu bringen, welches die Flotte des Pompejus beherrschte. Ungeduldig warf er sich dann, in Sklavenkleider gehüllt, zur Nachtzeit in ein Boot, um seinen Truppen nachzueilen; aber ein furchtbares Unwetter veranlaßte den Schiffer zur Umkehr; da sprang Cäsar auf und rief: „Fürchte nichts, du führst Cäsar und fein Glück!" Und wirklich kam er rechtzeitig hinüber. Nach einigen Mißerfolgen trug er endlich bei Pharsalus über das viel stärkere, siegtrunkene Heer des Pompejus einen entscheidenden Sieg davon (48). 48 Der unglückliche Besiegte suchte Schutz bei Ptolemäus, dem Könige von Ägypten, der ihm vielfach zu Danke verpflichtet war; aber um sich vor dem Zorne des heraneilenden Siegers zu sichern, ließ Ptolemäus den Schutzflehenden feige ermorden. Ihn ereilte bald die Strafe; bei einem Aufstande der Ägypter gegen die Römer, wobei Cäfar in Alexandria in schwere Gefahr geriet, kam der verräterische König elend um; seine schöne und geistvolle Schwester Kleopatra wurde nunmehr unter Cäsars Schutze Alleinherrschern! von Ägypten. Von hier aus unternahm Cäsar einen Kriegszug gegen Phctrnoces, den Sohn des Mithridates, der den Bürgerkrieg dazu benutzt hatte, das Reich seines Vaters wiederzugewinnen. Dieser Zug verlief so rasch und glänzend, daß Cäsar die berühmte Depesche: „Veni, vidi, vici“
(d- i. ich kam, ich sah, ich siegte) nach Rom senden konnte.
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sich der Alleinherrschaft zu bemächtigen, stieß auf den heftigsten Widerstand des Senats, den damals Cicero leitete. Diesem näherte sich, aus Verdruß Über die Abweisung durch Antonius, der jungeoctavianus und würde herzlich willkommen geheißen, bei man seinen Namen gegen Antonius zu benutzen und die Cäsarianer zu spalten hoffte.
Als Antonius Rom verließ, um gegeu die Cäsarmörder zu Felde zu ziehen, sandte der Senat ein Heer mit den beiden Konsuln hinter ihm her, um ihn zu verberben; dieses Heer begleitete Octavianus, den man trotz feiner Jugend zu boheu Würden befördert hatte. In einer großen Schlacht ward zwar Antonius geschlagen, aber beide Konsuln fielen, fodaß die Gewalt über das Heer in die Hände des Octavianus gelangte. Nun wandte sich biefer nach Rom und ertrotzte, zwanzig Jahre alt, die Würbe eines Konsuls. Als solcher kam er dem Antonius entgegen, der den Jüngling nun nicht mehr beiseite schieben konnte. In den Bnnb, den sie mit, einander schlossen, und der gegen die Cäfarmörder und die Senatspartei gerichtet war, nahmen sie noch einen dritten Cäsarianer, den Lcpidus, auf; so entstand das zweite Triumvirat (43). Leider befleckten sich die neuen Gewalthaber durch Proskriptionen, die den Sullanifchen an Grausamkeit kaum nachstattben. Ihnen erlag auch Cicero (f. o. Xv), an dem Antonius blutige Rache nahm.
Mit gewaltiger Heeresmacht wandten sich die Triumvirn gegen die Cäsarmörder, die im Orient große Heere gesammelt hatten. Bei Phillppi in Mazedonien kam es zu mehreren Schlachten, die für die Cäfarmörder ungünstig ausliefen (42); sowohl Cciffius als Brutus gaben sich freiwillig 42 den Tod. Nunmehr gehörte das Römische Reich den Triumvirn, und sie verteilten es so unter sich, daß Antonius, das Haupt des Triumvirats, den gesamten Osten erhalten sollte, während Octavianus und Lepidus sich in den Westen zu teilen hatten. So waren nach blutigem Bürgerkriege drei Männer an die Spitze des Staates gelangt, von denen keiner an Geisteskraft und Geisteshoheit mit dem großen Cäsar verglichen werden konnte.
Durch verständige und wohlwollende Pflichterfüllung zeichnete sich unter ihnen Octavianus aus, dem die schwierige Aufgabe gestellt war, in Rom den Senat und das Volk zu leiten und das ganz verwüstete Italien neu zu ordnen. Diese Aufgabe wurde ihm durch Antouius erschwert, aber auch erleichtert — erschwert, denn der eifersüchtige Antonius erschien selbst in Italien, um die Gegner des Octavianus zu unterstützen, und ließ sich nur durch neue Ehren beschwichtigen —- erleichtert, benn die Lebensführung des Antonius erregte allgemeinen Unwillen. Er hatte sich der geistvollen, ehrgeizigen Königin Kleopatra von Ägypten angeschlossen, die ihn beherrschte.
In Ausschweifungen vergeudete er Kraft und Zeit; die dringendsten Aufgaben ließ er unerfüllt; den Krieg gegen die Parther führte er ohne Ernst und daher unrühmlich; Provinzen, für deren Eroberung römische Krieger ihr Blut vergossen hatten, überließ er den Söhnen der Kleopatra; ja er
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Stiefsöhne des Augustus, Tiberius und Drusus, Rom unterworfen. Nur gegen die Germanen trug die Politik des klugen Kaisers keine Erfolge davon.
Ihre Unterwerfung schien zur Sicherung der Douau- und Rhemgreuze notwendig. Sie war auch, wie es schien, durch glückliche Feldzüge des Drusus und nach dessen Tode durch die geschickte Oberleitung des Tiberius durchgeführt. Aber dies erwies sich als Täuschung. Es gelang zunächst nicht, die Macht des Markomannenkönigs Marbod, der im heutigen Böhmen herrschte, zu brechen. Und die allzu große Zuversicht des Varns, Statthalters im nordwestlichen Deutschland, führte ihn im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) in eine Falle, welche mehrere verschworene Germanenvölker ihm [9 n. Chr. gelegt hatten. Nach dreitägigen Gefechten, in denen die Germanen vom Cheruskerfürsten Armrnius geführt wurdeu, gingen drei Legionen zugrunde, und Varns stürzte sich verzweifelnd in sein Schwert (s. Anhang Vii). Augustus soll beim Eintreffen der Unglücksbotschaft aufs äußerste bestürzt gewesen sein und jammernd ausgerufen haben: „Varns, Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Er gab den strengen Befehl, auf die Wiedereroberuug Germaniens zu verzichten und sich aus die Verteidigung der Rhein- und der Donaugrenze zu beschränken.
[Die lange Friedenszeit und die Wiederherstellung gesetzlicher Ordnung rief eine Blüte der Künste hervor, wie sie Rom noch nicht gekannt hatte. Herrliche Paläste, Tempel und Theater wurden erbaut, Baumeister und Bildhauer schmückten die Stadt- und Landhäuser der Vornehmen. Für die Dichtkunst aber brach ein goldenes Zeitalter an; damals entstanden die unsterblichen Werke der Dichter Vergi'lius, Horatius und Ovrdius und die große römische Geschichte des Lrvius. Alle diese hervorragenden Männer fanden in Augustus, ganz besonders aber in dessen Freund Mäcenas, ihre Gönner und Schutzherren.]
Im siebenundsiebzigsten Lebensjahre verschied Augustus, der in seiner Familie viel Trübes erfahren hatte, auf einer Reife (14). Schön geschmückt 14 erwartete er den Tod. Seine trauernden Freunde forderte er auf, ihm zu bezeugen, daß er während feines Lebens feine Rolle gut gespielt habe, und ihm Beisall zu klatschen.
Xviii. Hie römischen Kaiser.
[Aus den kleinen Anfängen Roms war ein gewaltiges Weltreich erwachsen, das alle Küstenländer des Mittelmeers umfaßte. Die vielen Völker, welche in ihm vereinigt waren, wurden von Rom aus gleichmäßig regiert und lebten sich allmählich in die Sitten und Anschauungen der Römer und Griechen ein; denn die griechische Sprache und Bildung ward mit der römischen als gleichwertig betrachtet und beherrschte das Morgenland, wie diese das Abendland. Allmählich wurden auch die Provinzialen in die
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Extrahierte Personennamen: Augustus Tiberius Drusus Tiberius Augustus Varus Augustus Augustus Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Douau- Drusus Deutschland Germaniens Rhein- Rom Roms Rom